E I N D Ü N N E S B L A T T P A P I E R
ist ein treuer Reisegefährte und Ausgangspunkt der gleichnamigen Grafikserie, die seit 2015 kontinuierlich wächst. Auf SCHLOSS WEINBERG, im Rahmen des Artist in Residence Programmes der KUNSTSAMMLUNG des Landes OÖ, konnte ich als SCHLOSSMALERIN 2017 das Projekt, entsprechend meiner theoretischen und bildnerischen Arbeit zum Thema KULTURELLES GEDÄCHTNIS, wesentlich weiterentwickeln.
"Ein dünnes Blatt Papier" ist leicht reiß- und zerstörbar, wie der individuelle Erfahrungs- und Erinnerungsraum und infolgedessen die kulturelle Identität von Gesellschaften. Und doch, in manchen Fällen, beispielsweise als Buchseite, Flugblatt, Brief oder Grafik, hat es die Strapazen der Zeit überstanden und Geschichte geformt. So denke ich den Werkstoff Papier als Brücke zwischen den Zeiten, zwischen dem Jetzt und den imaginierten Räumen von Vergangenheit und Zukunft.
Die kulturelle Identität des Einzelnen und das kulturelle Gedächtnis von Gesellschaften wandeln sich stetig dem Leben zuliebe. Die Eigenschaften von Japan- und Chinapapier bieten ein geeignetes Experimentierfeld diesen Wandel prozesshaft zu symbolisieren. Ein dünnes Blatt Papier wird mehrfach mit lichtechter Tusche gefärbt, gefaltet, gepresst, verleimt und schließlich noch einmal bemalt. Im Laufe der Arbeitsschritte wird sichtbar, was zu Beginn unvorhersehbar erscheint. Bäume, Buchten, Wege entstehen. Der materielle Widerstand gibt vor wohin die spielerische Reise geht, Erinnerung und Inspiration formen das Motiv. Das hauchdünne Papier wird zu einer Membran zwischen wirklichen und imaginierten Räumen. Die getrocknete Grafik ist ein Zwischenschritt, der vielleicht schon morgen ein anderes Gesicht und eine neue Geschichte erhält. ©
Hier geht es zum BLOGARTIKEL über die Grafikserie E I N D Ü N N E S B L A T T P A P I E R
P L A N E T E N P A T R O U I L L E - Landschaftsfiktionen zum medialen Einsatz von Satellitenbildern
Satellitenbilder sind nicht mehr aus den Medien und dem öffentlichen, politischen Diskurs wegzudenken. Wegen seiner Abstraktion und Bedeutungsoffenheit funktioniert das Satellitenbild am besten als eine Art Überblick oder visuelle Zusammenfassung. Will man es hingegen als Realitätsbeweis etablieren, wirft es unzählige Fragen im Hinblick auf eine kritische Medienkompetenz auf.
Wie die Kulturgeographin Lisa Parks in ihrem gleichnamigen Artikel „Planetenpatrouille“ am Beispiel der Verwendung von Satellitenbildern durch Colin Powell in seiner Rede vor dem UN-Sicherheitsrat ausführt, vermitteln Bilder von Oberflächenbeschaffenheiten im Grunde nichts. (Vgl. Parks in Identitätsräume, 2004). Erst unter Hinzunahme von Bedeutungszuschreibungen, graphischen Hilfsmitteln, wie Pfeilen, Umrandungen, kurzen Textpassagen oder autorisierten Erklärungen durch Expert_innen, scheint sich eine Leseart herauszukristallisieren, die zumeist zur Verfolgung von bestimmten politischen Zielen eingesetzt wird. Mit der grafischen Serie "planetenpatrouille" beziehe ich mich auf diese Bedeutungsoffenheit und ihre vermeintlichen Lesearten. Ich stelle mit meinen Landschaftsfiktionen den manipulativen Einsatz von Satellitenbildern und die Notwendigkeit einer kritischen Medienkompetenz zur Diskussion. Mit der Serie "planetenpatrouille" untersuche ich erneut, wie die Textur eines Bildes Informationen, Emotionen und Umwelt vermittelt.
Winterwunderland | Original Weihnachtskarten 2016 | Tusche auf Japanpapier | 14 x 20 cm
Meine schönsten Weihnachtserinnerungen sind Schlittenfahrten im Tempeltal und ausgedehnte Spaziergänge rund um die Schacherteiche in Kremsmünster. Ich erinnere mich gerne an die Weihnachtsferien im Haus der Großeltern und an die meterhohen Schneetürme in Windischgarsten. Nach dem Frühstück ging es zu Fuß zum Schifahren und wenn es dämmerte, kugelten wir wieder in die warme Stube zurück. Die Winter- und Weihnachtszeit verbinde ich bis heute mit ausgedehnten Spaziergängen in der Natur, mit schneeverhangenen Bäumen, schwer beladenen Sträuchern, zugefrorenen Bächen, Teichen und vor allem mit einzigartigen Lichtstimmungen. Ins Winterwunderland einzutauchen, heißt für mich nach den "lauten" Sommermonaten endlich die Stille wieder zu hören.
Ausgangspunkt meiner Tuschemalerei auf Japanpapier ist die klassische, chinesische Malerei des 8. bis 10. Jahrhunderts. Die Maler dieser Zeit verbrachten Tage und Nächte in den Wäldern ihrer Umgebung, um Eindrücke zu sammeln und aufzunehmen. Anschließend gingen sie zurück in ihre Werkstätten, um mit konzentriertem Pinselstrich das Aufgenommene zu verarbeiten. Sie wollten dabei nicht nur abbilden, sie wollten “herausbilden”. Darin liegt auch mein Interesse. Nicht das sklavische Abbilden der Natur fasziniert mich, sondern das Herausbilden von Beziehungen und Zusammenhängen, die ich in Form, Komposition und dem Spiel zwischen großen, farbigen Flächen und kleinen grafischen Details ausdrücke. Inhaltlich stehen oft der Baum bzw. der Wald als Symbol des Lebens im Mittelpunkt, die ebenso das menschliche Bezogensein untereinander thematisieren. Jedes Einzelstück entsteht in vielen Arbeitsschritten. Das hauchdünne Japanpapier wird gefärbt, gefaltet, gepresst, verleimt und schließlich noch einmal bemalt.
"The trees and houses in my paintings epitomize people and their relationships." Zitat 2017
"In meinen Baumbildern aus Tusche und Japanpapier geht es mir um das
subtile Aufeinander-Bezogensein von Menschen und ihren spezifischen Lebensräumen." Zitat 2018
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