Die Installation "Den Flüchtenden Obdach geben" besteht aus einer Hochdruckcollage und drei Druckstöcken. Beide Teile zeigen flüchtende, von der Anstrengung gebeugte Frauen, denen von einem Kind (die Unschuld einer offenen Begegnung) der Weg zu Häusern gezeigt wird. Die Gruppe wird von schweren Wolken über einer weiten Landschaft begleitet. Der Weg ist mühsam und führt über den Bildrand hinaus, was die Strapaze, die die Frauen-gruppe erträgt, verdeutlichen soll.
Für die Umsetzung des Ausstellungsbeitrags habe ich verwittertes Holz verwendet, um einerseits den Faktor Zeit, also die zermürbend lange Flucht, jenseits des dargestellten Motives zu verdeutlichen. Die vom Wetter "unbearbeiteten" Negativflächen, werden dabei positiv abgedruckt.
Andererseits verstehe ich das Schneiden in einen Druckstock, der bereits Spuren aufweist, als Metapher zur Integrationsarbeit, die noch vor uns liegt. In einen verwitterten Druckstock kann nicht mehr alles eingeschnitten werden, was man sich vorstellt. Die zu schneidenden Flächen und Linien müssen sich an die Spuren, an die bereits vorhandenen "Bezeichnungen" anpassen, und trotzdem ein klares Motiv ergeben. Anders ausgedrückt: Es genügt nicht nur Obdach zu geben, den Weg zu einer Unterkunft zu weisen, wie es das Kind symbolisch tut. Der barmherzige Akt des "Obdach-gebens" umschließt das Einfühlen in, oder das Reagieren auf die Spuren, die ein langjähriges Kriegsleben im Menschen hinterlassen hat.
Isabella S. Minichmair